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Bad Godesberg – Diplomatenstadt

Heute weisen oft nur noch die Fahnenmasten in den Vorgärten der ehemaligen Diplomatenhäuser auf ihre bewegte Vergangenheit hin. Im Großraum Bonn gab es vor dem Regierungsumzug nach Berlin rund 150 diplomatische Vertretungen und 10000 Diplomaten. Rund zwei Drittel der Vertretungen hatten eine Kanzlei in Bad Godesberg. Bad Godesberg erhielt den Spitznamen Diplomatenstadt.

Einige Botschaften wurden nach der Verlegung des Regierungssitzes nach Berlin in Konsulate und Botschaftsaußenstellen umgewandelt oder verblieben im Besitz des jeweiligen Staates. Andere wurden zur Seniorenresidenz umgewandelt oder mit Eigenheimen bebaut. Eine zweistellige Zahl diplomatischer Vertretungen steht jedoch leer und ist vom Verfall bedroht.

Seit 2007 haben interessierte Besucher und Besucherinnen von Bad Godesberg die Möglichkeit, an einer geführten Botschaftstour teilzunehmen, entweder zu Fuß oder mit dem Fahrrad. Der Spaziergang führt durch das Villenviertel, durch Plittersdorf und Rüngsdorf. Das Besondere an der Botschaftstour ist, dass einige der neuen Eigentümer und Eigentümerinnen extra für die Besucher und Besucherinnen ihre Türen öffnen und Zeitzeugen zu Wort kommen. So erzählt u. a. Fritz Dreesen etwas zur Rolle des Rheinhotels zur Diplomaten-Zeit.

Die Geschichte von Bad Godesberg als Diplomatenstadt beginnt am Rheinhotel Dreesen in Rüngsdorf. 1949 zunächst als Hauptquartier aller drei Hochkommissionen der Besatzungsmächte (Großbritannien, Frankreich, USA) vorgesehen, wurde das Hotel beschlagnahmt und mit Büroräumen ausgestattet. Es wurde schließlich nur der Sitz der französischen Hochkommission, beherbergte aber in den Anfangsjahren der Bundesrepublik zahlreiche Diplomaten.

Das Rheinhotel Dreesen wurde zu einer beliebten Konferenz- und Tagungsstätte für Politiker. Alle wichtigen deutschen Nachkriegspolitiker waren einmal im Rheinhotel. Außerdem trafen sich hier Lobbyisten, Geschäftsleute, Sportler, Wissenschaftler und Kulturschaffende, wie z. B. Martin Held, Elisabeth Flickenschildt, Bernhard Grzimek, Herbert von Karajan, Rudolf Augstein, Yehudi Menuhin und Caterina Valente.

Diverse Treffen zur Vorbereitung des deutsch-französischen Freundschaftsvertrages wurden im Dreesen abgehalten, ebenso eine Reihe von Konferenzen mit deutschen und amerikanischen Politikern.

Rheinromantik und rheinische Herzlichkeit sorgten dafür, dass es bald hieß: „Das Schönste an der Bundeshauptstadt ist Bad Godesberg.“ Die Diplomaten stiegen gern im Rheinhotel ab und viele Botschaften siedelten sich in unmittelbarer Nachbarschaft an.

Pakistan gehörte zu den ersten Ländern, die eine Villa in der Rheinallee mieteten. Unweit davon entfernt baute 1974 Israel eine Botschaft mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen.

Die Botschaften des Königreichs der Niederlande, des Staates Israel, das Generalkonsulat der Russischen Föderation, die Botschaft der Volksrepublik China, die Botschaft der Französischen Republik und die Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika gehören heute zum „Weg der Demokratie“.

Konrad Adenauer aß übrigens regelmäßig im Restaurant Maternus nahe dem Bahnhof von Bad Godesberg zu Mittag. Das Restaurant erhielt bald den Beinamen „Wohnzimmer der Republik“. Zahlreiche diplomatische Verhandlungen wurden hier am Mittagstisch geführt.