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Wasserburg Gudenau bei Villip

Wachtberg liegt an der Grenze zu Rheinland-Pfalz und an der Schwelle zur Eifel. Auf der anderen Seite des Rheins erhebt sich das Siebengebirge mit Drachenfels. Aber man muss die Rheinseite nicht wechseln, um romantische Idylle zu genießen. Denn um Wachtberg herum gibt es zahlreiche historische und malerische Schätze, und einer davon ist die Wasserburg Gudenau.

Die massive dreiflügelige Vorburg, die das Anwesen zur Straße hin abschirmt, stammt aus dem 16. Jahrhundert. Aus dieser Zeit sind aber nur ein Eckturm und das Tor erhalten. Über eine Brücke gelangt man zur Schlossinsel. Hier stehen eine weitere, innere Vorburg und das ursprünglich gotische Herrenhaus. Der große, sechsgeschossige Uhrturm verbindet beide Gebäudekomplexe. Zwischen Uhrturm und Herrenhaus befindet sich ein Wohnturm aus dem Mittelalter. Flankiert wird die Schlossanlage von Rundtürmen, drei davon mit barocken Dachhauben. Bei der Burg Gudenau wurden viele Bauteile aus mehreren Epochen über Jahrhunderte geschickt und harmonisch verbunden, dass sich heute gemeinsam mit dem Barockgarten ein stimmiges Gesamtbild ergibt.

Die Entstehungsgeschichte der Burg reicht bis ins 13. Jahrhundert zurück. Im Lauf der Jahrhunderte hatte die Burg einige Besitzer. Die Grafen von Are, denen das ganze Tal gehörte, haben sie gebaut. Graf Dietrich von Are-Hochstaden hatte keine Nachkommen. Im Zuge der „Hochstadenschen Schenkung“ geht das Grafschaft und Burg umfassende Erbe im Jahre 1246 an den Kölner Erzbischof Konrad von Are-Hochstaden. Für Kurköln bedeutete das gleichzeitig einen happigen Gebietszuwachs gen Süden. Es war übrigens auch Konrad von Hochstaden, der zwei Jahre später den Grundstein zum Kölner Dom legte.

Über einhundert Jahre lang bewohnten die Herren von Gudenau die Burg. 1362 heiratete ein reicher Kölner, Philipp Scherffgen, in die Familie Gudenau ein und erhielt so Burg. Über die Scherffgens ging die Burg dann an Godart Burggraf von Drachenfels, der das Gut 1402 kaufte. Das Grafengeschlecht war gegenüber auf der anderen Rheinseite in ihrer Höhenburg ansässig gewesen. Nun konnten sie damit ihren Stammsitz verlassen und in die weitläufige und daher auch wirtschaftlich viele attraktivere Talaue wechseln.

Ende des 15. Jahrhunderts, Anfang des 16. Jahrhunderts begannen Erbstreitigkeiten, die sich über Generationen hinzogen. Sie betrafen sowohl Burg Drachenfels als auch Burg Gudenau und die Einnahmen aus dem sogenannten „Drachenfelser Ländchen“. Damit wird noch heute die Landschaft zwischen der Grenze zu Rheinland-Pfalz, Bonn und Meckenheim bezeichnet. Dabei standen sich die Burggrafen von Drachenfels und die Familie Waldbott von Bassenheim gegenüber. Letztere hatte nämlich in die Familie der Burggrafen eingeheiratet und meldete Ansprüche an.

Letztlich setzten sich die Waldbott von Bassenheim durch. Mehr als zwei Jahrhunderte, bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts, besaß das rheinische Adelsgeschlecht die Burg. In dieser Zeit wurde die vierflügelige Hauptburg auch ausgebaut. In den Jahren von 1557 bis 1562 nahmen sie die größten Um- und Ausbauten vor.

Im 17. Jahrhundert wurde außerdem der opulente Barockgarten angelegt. Die Gartenanlage mit Renaissancebrunnen, seltenen Bäumen und Steinskulpturen aus der Mythologie ist heute der einzige privat erhaltene Barockgarten im Rheinland. Damals wie heute wertet der kunstvolle Garten die gesamte Anlage auf, weil er sich als Teil der gesamten Architektur versteht. Künstlich und in geometrischen Formen angelegt, steht der Garten im Barock nicht nur für Ästhetik und Wohlstand, sondern auch für Macht, weil er im übertragenen Sinne, die Natur bändigt und in Form bringt.

Während der französischen Revolutionskriege wurde das Schloss 1794 geplündert. Und bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts wechselten die Eigentümer munter durch. 1882 erwarb dann der reiche Kölner Draht- und Kabelfabrikant Franz Carl Guilleaume das Anwesen. Seine Familie wurde Anfang des 20. Jahrhunderts in den erblichen Adelsstand erhoben, fortan durften sie sich die Männer also Freiherren nennen. Nach großen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg 1944 und einem Brand zehn Jahre später musste das Schloss wurde das Schloss immer wieder saniert. Die Burg befindet sich heute in Privatbesitz von Henriette Gräfin Strasoldo. Die Urenkelin der Familie Guilleaume ist eine begeisterte Kunstsammlerin und kümmert sich akribisch um die Erhaltung ihres Erbes.

Die Burg selbst kann nicht besichtigt werden. Der Barockgarten ist der einzige Teil des Anwesens, der öffentlich zugänglich ist. Man kann ihn von März bis Dezember unter der Woche besichtigen. Allerdings hat im Juni 2016 ein Unwetter große Teile des Geländes überschwemmt. Und so wird es noch dauern, bis Burganlage und Park wieder vollständig im alten Glanz erstrahlen.