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Siebengebirge

Bereits der preußische Kaiser wusste im Jahr 1828 um die Kostbarkeit des rund 4.800 Hektar großen Mittelgebirges. Im Zuge der Industrialisierung wurde die Gier nach Rohstoffen immer größer. Er untersagte deshalb kurzerhand den immer aggressiveren Abbau der vielseitigen Gesteine in den Steinbrüchen des Siebengebirges, in dem schon im ersten Jahrhundert nach Christus die Römer abgebaut haben sollen. Nur wenige Jahre später, im Jahr 1869, wurde zum Schutz des Gebiets der Verschönerungsverein für das Siebengebirge, der VVS, gegründet. So wurde das Siebengebirge eines der ersten Naturschutzgebiete Deutschlands. Dieses Ereignis bezeichnete den ersten Sieg von Naturschutz über wirtschaftliches Interesse in der Geschichte der Industrienation. Angefangen bei Bonn erstreckt sich das Siebengebirge am Rhein entlang über Königswinter bis nach Bad-Honnef.

Schon seit der Zeit der Preußen und Kurfürsten gilt es als regelrechter Touristenmagnet, zusammen mit der Stadt Bonn als Tor zum romantischen Rhein. Weitere Gründe für die Beliebtheit als Ausflugsziel sind der große Artenreichtum in Flora und Fauna, Weinbaugebiete und malerische Wanderwege. Einer der bekanntesten Wanderwege des Rheinlands, der Rheinsteig, führt mitten durch das Gebiet. Mit 320 km Gesamtlänge reicht der Steig zwar weit über das Siebengebirge hinaus, macht aber seinen Anfang bei Bonn und deckt mehrere Berge des Siebengebirges ab. Die ersten drei der insgesamt 21 Etappen führen von Bonn nach Königswinter, von dort nach Bad Honnef und schließlich nach Linz.
Somit führen die ersten Etappen über die teilweise anspruchsvollen Anstiege des Siebengebirges. Der Name „Siebengebirge“ rührt übrigens nicht daher, dass das Siebengebirge aus sieben Bergen besteht, auch wenn man vor allem auf Aussichtspunkten rund um Köln sieben Spitzen zu zählen glaubt. Indes besteht das Siebengebirge aus über 40 Bergen, Anhöhen und Kuppen. Bereits im 16. Jahrhundert findet sich die Bezeichnung „Septem Montes“, wobei die Sieben aber seit jeher, und vermutlich auch in diesem Fall, symbolisch für eine größere Ansammlung von Dingen steht (Siebensachen, Buch mit sieben Siegeln, usw.). Genaues Wissen oder eindeutige Belege über die Herkunft des Namens hat man jedoch nicht. Ohnehin hat man sich immer viele Geschichten rund um das Gebirge erzählt. Manch einer behauptet etwa, die sieben Bergspitzen stammen aus der Zeit, in der es noch Riesen gab.
Diese sollen angeblich dem Rhein ein Tal zum Meer gegraben und nach getaner Arbeit die Spaten ausgeschüttelt haben, wodurch das Gebirge entstand. Auch um den Drachenfels ranken sich die Legenden. Ein Drache habe dort gehaust und die Schiffe auf dem Rhein mit seinem Feuer verbrannt. Möglicherweise stammt der Drachenmythos auch von dem Vulkangestein Trachyt, welches dort seit der Römerzeit abgebaut und teilweise sogar im Kölner Dom verbaut worden ist.

Die Blicke auf den Drachenfels mit seiner Ruine gehören bis heute zu den bekanntesten Motiven des Rheintals. Andere bekanntere Bergen sind unter anderem noch der Ölberg, welcher mit 461 Metern den höchsten Punkt darstellt, der Lohrberg, Löwenburg, der Nonnenstromberg oder der Petersberg. Dieser ist nicht zuletzt als politischer Glanzpunkt durch das als Bundesgästehaus und Konferenzzentrum dienende Prunkhotel auf dem Gipfel bekannt. Aber trotz all diesem Luxus und den altehrwürdigen Ruinen – die wahre Schönheit des Siebengebirges entfaltet sich natürlich auf den unbebauten Flächen. Das sanfte Mischklima sorgt an den zum Rhein abfallenden Hängen für eine milde, fast mediterrane Temperatur ohne große Abweichungen über die Jahreszeiten. Deswegen sind hier auch die nördlichsten Weinbaugebiete des Rheinlands zu finden. Steigt man hinauf zu den Höhen, entwickeln sich die klimatischen Verhältnisse eher in Richtung Kontinentalklima mit weniger Feuchtigkeit und hohen Temperaturunterschieden im Tagesverlauf. Die Beschaffenheit und Temperatur der Böden variieren je nach Höhenlage und die Gesteine enthalten durch ihren vulkanischen Ursprung Basalt, Latit und Trachyt und Quarzit. Wer sich für Geologie interessiert, der findet auf dem Ölbergrundwerg am Buchenplatz Beispiele dieser Vulkangesteine ausgestellt. Das hohe Alter der Böden und Felsen ist auch sehr gut am Weilberg zu begutachten. Solche geologischen Aufschlüsse, die durch den Bergbau enstanden, sind auch am Drachenfels und an der Wolkenburg zu finden. Dort gibt es einen Ausblick auf einen der 25 Millionen Jahre alten Vulkane.

Im oberen Bereich liegt der Trachyttuff, darunter lagern sich ehemals glühend heiße Basaltschichten an, die den Tuff an einigen Stellen wie Ton gebrannt haben. Der Tuffstein wurde bis 1920 im Siebengebirge abgebaut. Dieser wurde für die Herstellung von Backöfen verwendet, weswegen die Tuffsteinbrüche heute „Ofenkaulen“ genannt werden. Durch diese vielseitigen geologischen Begebenheiten in den Böden und durch das Mischklima findet sich an vielen Stellen eine besonders reiche Artenvielfalt. Neben den allgemein bekannten Arten, haben sich in das älteste Naturschutzgebiet auch viele gefährdete Pflanzen und Tiere zurückgezogen Die gut 80 % des Gebiets überspannende Waldfläche bietet zum Teil völlig unberührte Biotope mit sehr alten Bäumen, seltenen Vögeln, Säugern und Insekten. Wanderer und Spaziergänger mit ornithologischem Interesse haben die Chance einem Rotmilan, dem vom Aussterben bedrohten Uhu, verschiedenen Spechtarten, wie dem Schwarzspecht mit seiner feuerroten Kopfhaube oder sogar einem Schwarzstorch zu begegnen. Auch Fledermäuse haben hier vermehrt ihr Lager aufgeschlagen, denn sie mögen das Klima und die vielen Felsspalten und durch den Abbau von Gestein entstandenen Höhlen.

Die Ofenkaulen sind eines der wichtigsten Winterquartiere für mindesten acht verschiedene Fledermausarten. Dazu gehören unter anderem das Große Mausohr, die Bartfledermaus und die Wimpernfledermaus. In den trockeneren Gebieten leben einige von den wenigen in Deutschland vorkommenden Reptilienarten. Die Mauereidechse, die es sonst nur in südlichen Ländern gibt, liebt die warmen, unbewaldeten Felsen des Siebengebirges. Dort zieht es auch die seltene Schlingnatter hin, eine kleine, ungiftige Schlangenart. Im feuchteren Gebiet fühlen sich die Ringelnatter und verschiedene Amphibien zuhause. Wendet man sich der Fauna zu, so sind auf den über 200 km Wanderweg vielschichtige, schattige Laub- und Mischwälder zu sehen. Saftige Streuobstwiesen mit seltenen, in Deutschland nicht mehr angebauten Wildsorten, ein dichtes Netz aus Wasserläufen und Quellen, alte Felsbrüche und Steinhalden und natürlich malerische Ausblicke über die Berge, hinunter ins Rheintal, in die Eifel oder bis nach Köln machen die Wanderung hier zu einem Genuss. Weniger ambitionierte Wanderer müssen keine all zu langen Märsche auf sich nehmen, denn es gibt viele kürzere Rundwege und Etappen sowie in bestimmten Abständen Schutzhütten und Ruhebänke für Pausen.

Neben dem langen Rheinsteig sind auch der Weinwanderweg in Königswinter, das von Poeten besungene Nachtigallental und das Annatal eine Wanderung wert. Das Siebengebirge ist Teil des kleinen, geschützten Naturparks Siebengebirge, dessen Träger bis heute der VVS ist. Seit 1971 ist der Naturpark Siebengebirge mit dem Europadiplom für Schutzgebiete ausgezeichnet. Wer mehr über den Park und das Gebirge erfahren möchte, kann in seine Entdeckungstour einen kurzen Zwischenstopp im Forsthaus Lohrberg auf der Margarethenhöhe einlegen, wo der Verein seine Geschäftsstelle unterhält. Dort warten neben Informationen unter anderem auch lohnenswerte, kostenlose Ausstellungen auf Besucher.