Schlosshotel Kommende Ramersdorf, Oberkassel - BonnZimmer.de

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Schlosshotel Kommende Ramersdorf, Oberkassel

Alten Stichen, Bildern und Berichten aus dem 19. Jahrhundert zufolge muss Ramersdorf schon immer ein ganz besonderes Plätzchen gewesen sein. Auch heute noch ist die Aussicht von der Schlossterrasse großartig. Nur fiel der Blick vor etwa 150 Jahren noch nicht auf Post-Tower, World Conference Center oder andere Highlights der Bonner Skyline. Die Heimatforscher von damals waren beeindruckt von einem unverfälschten Panorama auf das Siebengebirge, den Rhein von Köln über Bonn, Rolandseck bis nach Remagen.

Heute besticht die Kommende Ramersdorf vor allem mit ihrer interessanten Architektur. Eine faszinierende Mischung aus einem mächtigen, feudalen und burgähnlichen Landgut mit neugotischer Schlossarchitektur. Vom Stil her gleicht die Kommende Ramersdorf in einigen Elementen dem Schloss Drachenburg auf dem Drachenfels, die im ausgehenden 19. Jahrhundert gebaut wurde.

Obwohl genaue Gründungszeugnisse verschollen sind und die Umstände ihrer Entstehung im Dunkeln liegen, kann man die Gründung der Ordensburg in Ramersdorf wohl auf die Mitte des 13. Jahrhunderts datieren. Erste belastbare Schriftstücke zur Kommende stammen aus dem Jahr 1254. Auf der Schwelle vom Hoch- zum Spätmittelalter wurden zahlreiche Kommenden gegründet. Sie entstanden im Zusammenhang mit den Kreuzzügen und waren quasi Wirtschaftsstützpunkte der geistlichen Ritterorden.

Der Deutsche Orden wurde um 1190 während des Dritten Kreuzzuges in der belagerten Stadt Akkon aus einer Spitalgemeinschaft von Kaufleuten gegründet. Papst Innozenz III. bestätigte die Umwandlung der Gemeinschaft in einen Ritterorden, der fortan zunächst karitative Aufgaben übernahm. Die Ritter kümmerten sich unter anderem um die medizinische und seelsorgerische Betreuung der Pilger auf ihrem Weg zu den biblischen Orten. Schnell weitete sich ihr Wirkungsbereich über das Heilige Römische Reich, das Heilige Land und den Mittelmeerraum auch bis in den Osten aus. Die Mitglieder, Ordensritter und Ordenspriester, verpflichteten sich gleichermaßen einem keuschen, ehelosen Leben in Armut. Im Verlaufe ihrer Entwicklungen übernahmen die Kommenden dann auch mehr und mehr Verwaltungsaufgaben. Mit den Jahrhunderten, vor allem durch die Säkularisation verloren die Ordensburgen an Bedeutung. Was aber nicht heißt, dass damit auch die Ordensgemeinschaft verschwand. Noch heute existiert der Deutsche Orden mit Sitz in Wien und rund 1100 Mitgliedern.

Soweit es sich nachvollziehen lässt, war die Kommende in Ramersdorf zu ihrer Gründungszeit eine von etwa 300 Niederlassungen im europäischen Raum. Aus den Anfangsjahren sind heute allerdings nur noch Mauerreste, die Toranlage mit Einfahrt und Eingang erhalten. Die mittelalterliche Georgskapelle, die ursprünglich mit zur Anlage gehörte, wurde 1846/47 abgebrochen und auf dem Alten Friedhof Bonn wieder aufgebaut.

Die Umsetzung der Kapelle von Ramersdorf ins Bonner Zentrum war ein spektakuläres Unterfangen und hatte eine spannende Vorgeschichte.

Der Status der Kommende wurde 1807 aufgehoben und der neue private Besitzer hieß Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck. Er war ein bekannter Privatgelehrter und Botaniker und wohnte auf Schloss Dyck. Als 1842 Teile davon, darunter auch die alte Kapelle, durch einen Brand zerstört wurden, wollte der Fürst das zum Anlass nehmen, den kompletten Bau umzugestalten. Die Kapelle, obwohl Gebetsraum und jahrhundertlanger, geistiger Rückzugsort der Konventsmitglieder, passte ihm nicht mehr ins Konzept. Er wollte sie nicht sanieren, sondern abreißen. Schließlich ließ sich Joseph zu Salm-Reifferscheidt-Dyck doch überreden, die Kapelle abtragen und im Bonner Zentrum als Friedhofskapelle wieder aufbauen zu lassen. Über ein Jahr, vom Oktober 1846 bis Dezember 1847, lang sollte die Aktion dauern. Ein spannendes Beispiel für Denkmalpflege im 19. Jahrhundert.

Schon vor dem Beginn des 19. Jahrhunderts wurde die Kommende mehrfach um- und ausgebaut. Außerdem wurde um das Anwesen herum ein großer Park angelegt. Aber vor allem in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts erhielt die Kommende ihr neugotisches Gewand. Die Türmchen stammen aus dieser Zeit, der Bergfried stammt aus den 1860er Jahren. Bis Ende des 19. Jahrhunderts wurde die neugotische Architektur immer weiter perfektioniert. Schlosshof und Brunnen sind weitere Zeugnisse aus diesen Jahrzehnten.

Als fast 100 Jahre später das Autobahnkreuz gebaut wurde, stand der reichverzierte, geschichtsträchtige und architektonisch hochinteressante Bau vor dem Aus. Nur einer Bürgerinitiative aus den 1970er Jahren ist es zu verdanken, dass er erhalten geblieben ist. Leider allerdings eben auch eingesperrt von den Autobahnen drum herum, ein kurioses Bild.