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Schloss Alfter

Die Gemeinde Alfter in der Köln-Bonner Bucht tritt 1067 urkundlich in Erscheinung. Erstmals unter dem Namen „Alvetra“, ein halbes Jahrhundert später als „Halechtre“, und Anfang des 17. Jahrhunderts hieß die Ortschaft dann „Alffter“.

Oft sind genaue Details über den Bau früh- bis hochmittelalterlicher Befestigungsanlagen nur dürftig bis gar nicht vorhanden. Was Alfter betrifft, gibt es mehrere Erkläransätze aufgrund von zwei historischen Stätten: „Alfter-I“ oder „Alte Burg“ und „Alfter-II“. Mit letzterem ist die Anlage gemeint, auf die das heutige Schloss zurückgeht. Wie die Zusammenhänge zwischen den beiden Burgen genau sind, ist nicht zweifelsfrei geklärt.

Im Waldhang zwischen den Straßen „Görreshof“ und „Buchholzweg“ weisen die Reste einer Erdwallanlage auf eine mittelalterliche Motte hin, die heute als „Alte Burg“ bezeichnet wird. Motten waren burgähnliche Wehranlagen, zumeist aus Holz, die sich auf einem künstlichen angelegten Erdhügel befanden. Wall und Graben sind noch gut erkennbar. Die Heimatforscher gehen dabei von einer 600 Quadratmeter großen Fläche aus. Die Hangmotte Alfter, so wird weiter vermutet, könnte eine Fliehburg gewesen sein für die Ritter der Alfterer Burg an der Stelle des späteren Schlosses. Immerhin liegen beide Orte nur knapp einen Kilometer auseinander und die Vermutung liegt nahe. Eine Fliehburg war nicht bewohnt, sie diente im Kriegsfall vielmehr als ein letzter Rückzugsort zur Verteidigung.

Weiterhin geht man davon aus, dass die Burg Alfter als Stammsitz der Ritter von Halechtre im 12. Jahrhundert gegründet wurde. Ab 1188 besaßen die Ritter sogar das sogenannte Erbmarschallamt von Kurköln. Damit hatten sie eine ehrenvolle Aufgabe, denn sie vertraten den Kurfürsten in verschieden Ämtern und bei Zeremonien. So konnte ein Erbmarschall auch anstelle des Kurfürsten an Königswahlen oder Kaiserkrönungen teilnehmen. Diese Auszeichnung wurde besonders alten, eingesessenen Adelsfamilien zuteil, die diese Ämter dann untereinander weiter vererbten.

Im 15. Jahrhundert gehörte die Burg Alfter bedeutsamen Dynastien. 1435 zum Beispiel den Herren von Wevelinghoven. Sie waren so etwas wie rheinischer Uradel, denn ihre Vorfahren reichten bis ins 8. Jahrhundert zurück.

Bereits 1445 übernahm die Burg dann das bekannte Fürstenhaus Salm-Reifferscheidt-Dyck. Das ursprünglich von der Mosel stammende Grafengeschlecht hatte in Alfter eine seiner zahlreichen Residenzen. 23 Jahre später war die Burg zerstört. Während einer Auseinandersetzung dem Kölner Erzbischof Ruprecht von der Pfalz brannte die Burg ab. Und infolge des Truchsessischen Krieges endgültig zerstört.

Schließlich errichtete Graf Franz Wilhelm von Salm-Reifferscheid 1721 einen neuen Barockbau, das Schloss Alfter. Der unregelmäßige, rechteckige Baukomplex besteht aus einer Vorburg mit angeschlossener Hauptburg. Dabei führt auf der vom Rhein abgewandten Seite ein Tor in den Wirtschaftshof. Da Schloss Auel auf einer leichten Anhöhe liegt, kann man die beiden Turmrisaliten des Herrenhauses schon aus einiger Entfernung sehen. Im Keller eines Eckturms sind noch spärliche Reste einer Mauer erhalten geblieben, die sich auf das 12. Jahrhundert datieren lassen. Dies würde also wiederum für eine eigenständige, hochmittelalterliche Burg an dieser Stelle sprechen. Ebenfalls könnte es die These von der Fliehburg auf dem Waldhang in der Nähe unterstreichen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und bis heute hatte Schloss Alfter mehrere Funktionen. Die Schlossherren – zunächst Fürst Franz Josef Altgraf zu Salm-Reifferscheidt-Krautheim und Dyck, dann Peter Reichsgraf Wolff Metternich zur Gracht und seit 2008 Simeon Reichsgraf Wolff Metternich zur Gracht – wohnen seit Anfang der 60er Jahren selbst nicht mehr auf dem Schloss.

Interessant war die Nutzung der Gebäude durch die Bundeswehr. Auf Schloss Alfter hatte die „Lehrgruppe Psychologische Kampfführung“, kurz PSK, von 1962-65 ihren Standort. Die Nähe zum Verteidigungsminister auf der Bonner Hardthöhe war günstig. Die Aufgabe der Gruppe bestand darin, die bewaffneten Kräfte in der Sowjetischen Besatzungszone und deren Angehörige mürbe zu machen. Unter anderem mit Lautsprecherbeschallung und Radiospots. Aber auch mit Zeitschriften, Briefaktionen und Flugblättern, die sie von Wasserstoffballons aus an der innerdeutschen Grenze abwarfen. Eine Unterorganisation der PSK mit Sitz in Bad Godesberg kümmerte sich damals um die fahnenflüchtigen NVA-Soldaten. Heute nennt sich diese Einheit „Truppe für Operative Kommunikation“.

Eine Zeit lang befand sich auch ein Forschungsinstitut der Konrad-Adenauer-Stiftung im Schloss. Und von 1977 bis 2009 wehte ein kreativer Geist durch die Räumlichkeiten: Die private Alanus-Kunstschule hatte einen Ableger in Alfter. Danach stand das Schloss lange leer und steht es heute auch wieder. Von Oktober 2015 bis Ende 2016 nutzte die Stadt das Gebäude kurzzeitig als Flüchtlingsunterkunft.