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Die Hauptstadtfrage im Jahr 1949: Bonn oder Frankfurt?

Bereits 1949 kämpfte Bonn darum, den Zuschlag für den Status einer Hauptstadt zu erlangen. Der damalige Bundeskanzler Konrad Adenauer sprach sich dafür aus, was nicht verwundert, da er in dem rund 13 Kilometer entfernt gelegenen Rhöndorf wohnte. Die SPD dagegen plädierte für Frankfurt als provisorischen Regierungssitz, konnte sich aber nicht durchsetzen.

Auch wenn von nicht bewiesenen Intrigen und Bestechungen im Zusammenhang mit der Entscheidung für Bonn die Rede gewesen war, die Bagger und Baukräne rollten darüber hinweg und legten den Grundstein für die neue politische Ausrichtung der Stadt.

Im Zuge dieser Entwicklung zog es immer mehr Auslandsvertretungen nach Bonn. Mit zu den Ersten gehörten die Pakistani, deren Botschafter eine schmucke Villa in Königswinter zu Füßen des Siebengebirges bezog. Es folgte die Eröffnung weiterer Dependancen anderer Länder, die allerdings im vom Krieg stark in Mitleidenschaft gezogenen Kern der Stadt keine idealen Bedingungen vorfanden.

Wenig zerstört war indes Bad Godesberg, weshalb gut zwei Drittel der Eminenzen ihr Domizil in diesem noblen Stadtteil kurfürstlicher Gründerzeithäuser aufschlugen. Umgeben von prachtvollen Parkanlagen residierten sie in einem beschaulichen Umfeld der kurzen Wege. So benötigten sie über die sogenannte Diplomatenrennbahn – ein Teilstück der B9 - nur rund zehn bis 15 Minuten, um mit ihren großen schwarzen Limousinen zur Machtzentrale im Regierungsviertel zu gelangen.

Ein beliebter Treffpunkt der Exzellenzen in Bad Godesberg war das elegante Hotel Dreesen direkt am Rhein. Viele Botschafter der ersten Stunde nahmen zunächst hier ihr erstes Quartier und kamen von dort aus teilweise über mehrere Jahre lang ihrer Arbeit nach. Der Hohe Kommissar aus Frankreich beispielsweise mietete für rund drei Jahre mehrere Zimmer an, die er in Büros umgestalten ließ. Später errichtete Frankreich ein Botschaftsgebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite.

Mit der Zeit siedelten sich fast 160 Botschaften mit ihren rund 10.000 Mitarbeitern in Bonn und Umgebung an. In der Regel kamen sie in schmucken Häusern und Villen unter, von denen viele heute unter Denkmalschutz stehen wie die Residenz und Kanzlei Ägyptens im Stadtteil Gronau und Rüngsdorf.

Die Zeit der Diplomaten in Bonn

Während der eine Teil der Botschafter in repräsentativen Gebäuden eine Bleibe gefunden hatte, verschlug es andere in weniger schöne Bauten. Obwohl etwa die Kanzlei des Iran verkehrsgünstig an der Godesberger Allee gelegen war, empfand wohl auch das Land selbst seine Auslandsaußenstelle als architektonisches Malheur. Um der Liegenschaft ein gehobeneres Aussehen zu verleihen, ersetzte man die diversen Metallgestänge durch orientalische Verzierungen rund um die Fenster.

In den 1970er Jahren setzten auch andere Staaten auf Veränderung und Modernisierung im Sinne damaliger Gebäude-Ästhetik. Zu diesen zählten unter anderem Kanada und Belgien sowie Japan, dessen Kanzlei als letzter Botschaftsneubau 1990 fertiggestellt wurde.

Die Hauptstadtfrage im Jahr 1991: Bonn oder Berlin?

Am 20. Juni 1991 verfolgten die Bonner Bürger mit großem Bangen eine äußerst kontroverse Debatte des Deutschen Bundestags. In Folge der deutsch-deutschen Wiedervereinigung befassten sich die Abgeordneten mit der Frage des künftigen Parlaments- und Regierungssitzes. Die Entscheidung fiel denkbar knapp aus: 338 Stimmen sprachen sich für Berlin und 320 Stimmen für Bonn aus.

Obwohl wiederum Gerüchte kursierten, bei der Abstimmung sei auf den einen oder anderen Mandatsträger Druck ausgeübt worden, kam die Umzugsmaschinerie ins Rollen. Es war zwar eine Arbeitsteilung zwischen beiden Städten vereinbart worden, aber die Sogwirkung der Metropole Berlin war unaufhaltsam und übermächtig.

Auch die Diplomaten zog es naturgemäß in die Nähe der Regierungszentrale. Peu à peu brachen sie ihre Zelte in Bonn ab und kamen in den unterschiedlichsten Gebäuden in Berlin unter. Als Letzter verließ der kongolesische Botschaftsrat Pierre Yvon Malamba Osang-A-Bull das "sinkende Schiff".

Der Schock in der ehemaligen Hauptstadt indes saß tief. Insbesondere in Bad Godesberg vollzog sich ein deutlich sichtbarer Wandel. Viele ehemalige Botschaftsgebäude standen leer und fielen mit der Zeit der Verwitterung anheim. Die Gründe dafür waren unterschiedlichster Natur. In einigen Fällen spielten innenpolitisch unklare Verhältnisse in den jeweiligen Ländern eine Rolle, warum ihre einst so prachtvollen Residenzen zu maroden Hinterlassenschaften verkamen. Als Beispiel sei hier das krisengeschüttelte Nepal mit seinen verschiedenen Übergangsregierungen genannt, wo sich kein legitimierter Ansprechpartner für Verkaufsverhandlungen fand. Ungeklärte Besitzverhältnisse erschwerten ebenfalls Gespräche mit dem 1992 zerfallenen Jugoslawien.

Andere Bauwerke fielen der Abrissbirne zum Opfer oder wurden aufwendig renoviert und neuen Zwecken zugeführt. Von den verbliebenen ehemaligen Botschaften stehen heute noch knapp über zehn leer. Die anderen dienen als Sitz von Verbänden, Instituten, Vereinen, ärztlichen Einrichtungen oder auch der Handwerkskammer. Eine Privatschule fand in der einstigen Vertretung von Kamerun ein neues Zuhause. Einige Villen gingen auch in den Besitz von privaten Käufern über, die es sich in den früheren Räumen der Diplomatie und festlichen Empfänge wohnlich gemacht haben.

Dennoch haben nicht alle Staaten ihre Verbundenheit zu Bonn gänzlich aufgegeben. So hat beispielsweise die Russische Föderation in ihrer ehemaligen Botschaft im Bad Godesberger Nobelviertel Schweinheim das größte Russische Generalkonsulat Europas untergebracht.

Bonn heute

Die Stadt Bonn hat mittlerweile den herben Verlust, den der Regierungsumzug einst mit sich gebracht hatte, gut verkraftet und hat sich ein solides und international anerkanntes Renommee als UN- und Universitätsstadt erworben. Als Geburtsstätte Beethovens lassen Festivals zu Ehren des Komponisten wehmütige Erinnerungen an frühere Glanzzeiten politischer Aufmerksamkeit verblassen, und Kultur- und Kunstmeile im ehemaligen Regierungsviertel setzen dort heute neue Akzente.

Ein Eintauchen in die Vergangenheit in Form der Besichtigung der einen oder anderen ehemaligen Botschaft ist dennoch von besonderem Reiz. Zu den weiterhin sehenswerten Residenzen zählen unter anderem die Chinas an der Rigal'schen Wiese oder die Spaniens am Kurpark in Bad Godesberg. Interessante Ausflugsziele sind ebenfalls die Vertretungen des Fürstentums von Monaco, Indiens, Italiens oder der Vereinigten Staaten von Amerika.

Geführte Touren bieten ausgewählte Routen an, bei denen beispielsweise auch ehemalige Botschaftsangehörige zu Wort kommen, die anschaulich über die Geschichte ihrer Landesvertretung in Bonn zu berichten wissen und mit Anekdoten aus den guten alten Zeiten ihre Zuhörer zum verträumten oder amüsierten Schmunzeln bringen.